Verbesserung

Fraglich ist, wer oder was jeweils maßgeblich dafür ist, welche Veränderung einer menschlichen Eigenschaft als Verbesserung gelten kann. Relativ unstrittig sind Antworten auf diese Frage, wenn es um Eigenschaften geht, für die personenunabhängige Beurteilungsmaßstäbe vorhanden sind. So wird man im Sport-Doping jeden Eingriff, der zuverlässig die Leistungsfähigkeit in einer bestimmten Sportart verbessert, als Enhancement betrachten, auch wenn dieser die Lebenssituation von Athlet*innen in anderer Weise verschlechtern mag, weil er etwa mit gravierenden Nebenwirkungen einhergeht. Auch für kognitive Fähigkeiten stehen intersubjektiv gültige Bewertungsstandards zur Verfügung, z. B. in der Form von Intelligenztests. Allerdings gibt es sowohl im physischen als auch im kognitiven Bereich Fälle, in denen Personen nicht die Steigerung, sondern vielmehr die Minderung einer bestimmten Eigenschaft oder Fähigkeit als wünschenswert erachten. Wenn es beispielsweise um das Vergessen belastender Erlebnisse geht, so kann eine Einbuße an Gedächtnisleistung von Betroffenen durchaus als Verbesserung gewertet werden. Als Gedächtnis-Enhancement lässt sich das gezielte Löschen belastender Erinnerungen nur dann betrachten, wenn die Perspektive der Betroffenen im Zweifelsfall den Ausschlag darüber gibt, ob eine Veränderung ein Enhancement darstellt. Besonders im ästhetischen Bereich fällt es schwer, subjektive Bewertungen zu hinterfragen. Beispielsweise werden unter dem Schlagwort „Body Modification“ teils extreme Eingriffe vorgenommen, die von einer Mehrheit eher als Verstümmelung denn als Verschönerung wahrgenommen werden. Trotzdem dürfte es sinnvoll sein, auch Schmucknarben und auffällige Piercings als ästhetisches Enhancement anzuerkennen, weil sie von den Betroffenen selbst als Verbesserung ihres äußeren Erscheinungsbildes betrachtet werden. 

Wienke, A. / Eberbach, W. / Kramer, H.-J. / Janke, K. (Hg.) (2009): Die Verbesserung des Menschen. Tatsächliche und rechtliche Aspekte der wunscherfüllenden Medizin. Berlin / Heidelberg: Springer.
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