Parameter zur Untersuchung biologischer Vielfalt
- Artendichte: Die Artendichte ergibt sich aus der Artenzahl pro definierter Fläche.
- Häufigkeitsverteilung von Arten: Wenn die Arten, die innerhalb einer Lebensgemeinschaft vorkommen, bekannt sind, lässt sich untersuchen, in welcher Häufigkeitsverteilung sie vorkommen. Die quantitative Zusammensetzung von Lebensgemeinschaften lässt Rückschlüsse auf ihre Organisationsstruktur zu: Wird das Gebiet von einer Art mit hoher Individuenzahl dominiert oder existieren viele Arten mit ähnlicher Individuenzahl gleichberechtigt nebeneinander (Gleichverteilung, engl. Evenness)?
- Seltenheit: Wie bedeutsam die Biodiversität eines Gebietes ist, hängt unter anderem davon ab, inwieweit die darin vorkommenden Arten verbreitet sind. Beispielsweise lässt sich auf Inseln oder in Gebirgstälern sehr häufig ein hoher Grad an Endemismus feststellen, d.h. Arten, die nur in einem begrenzten Lebensraum vorkommen. Beim Vergleich zweier Gebiete reicht also nicht die Gegenüberstellung des Artenreichtums, sondern darüber hinaus muss die Seltenheit der vorhandenen Arten Berücksichtigung finden. Das Verhältnis von gebietspezifischen Endemiten zu weiter verbreiteten Arten (beispielsweise Kosmopoliten) spielt hierbei eine große Rolle.
- Verwandtschaftliche Vielfalt: Die Vielfalt unterschiedlicher phylogenetischer, d.h. stammesgeschichtlicher Entwicklungslinien, lässt sich oberhalb des Artniveaus (z.B. auf Familienebene) bestimmen. Je weiter evolutionäre Entwicklungslinien der vorkommenden Organismen auseinander liegen, desto höher ist die Vielfalt im Untersuchungsgebiet. Auch kann genetische Variabilität zwischen oder innerhalb Populationen einer Art als Ausdruck der verwandtschaftlichen Vielfalt bestimmt werden.
- Anteil bedrohter Arten: Wie viele der vorkommenden Arten eines Areals bedroht sind, ist eins der Parameter zur Bestimmung von Schutzmaßnahmen.
- Funktionelle Diversität und damit einhergehende Ökosystemleistungen: Die Arten, die in einem Gebiet vorkommen, haben unterschiedliche Bedeutungen für die Ökosystemleistungen. Die Interaktion zwischen den vorkommenden Arten, z.B. Räuber-Beute-Verhältnisse, Bestäubung von Pflanzen oder auch Konkurrenzverhalten, können Einfluss auf die Ökosystemleistungen haben.
- Nicht einheimische Arten: Die Artenvielfalt eines Gebietes kann durch gebietsfremde Arten erhöht sein. Mögliche negative Effekte für die bestehenden Ökosysteme bis zu biologischen Invasionen mit Verdrängungsprozessen sind häufig die Folge von Einführungen durch den Menschen.
- Tatsächlicher oder möglicher Nutzwert für den Menschen: Ist aus der Biologischen Vielfalt in einem Gebiet ein großer tatsächlicher oder möglicher Nutzen für den Menschen zu erwarten, dann kann dieses Gebiet qualitativ anders eingeschätzt werden, als wenn es sich etwa um artenreiche Gebiete aber ohne möglichen Nutzwert handelt.
Siehe dazu:
Mutke, Jens / Barthlott, Wilhelm (2008): Biodiversität und ihre Veränderungen im Rahmen des Globalen Umweltwandels. In: Lanzerath, Dirk / Mutke, Jens / Barthlott, Wilhelm / Baumgärtner, Stefan / Becker, Christian / Spranger, Tade M.: Biodiversität. Ethik in den Biowissenschaften - Sachstandsberichte des DRZE, Bd.5. Freiburg i.B.: Alber.
Barthlott, Wilhelm / Mutke, Jens / Kier, Gerold (1999): Biodiversität - Globale Dimension und Verteilung genetischer Vielfalt. In: Niemitz, Carsten / Niemitz, Sigrun (Hg.): Genforschung und Gentechnik. Ängste und Hoffnungen. Heidelberg: Springer, 55-71.