Geschichte
Die Gründung des Deutschen Referenzzentrums für Ethik in den Biowissenschaften (DRZE) am 1. Januar 1999 war ein Meilenstein in der Entwicklung der Bioethik-Forschung in Deutschland.
Um seinen historischen und sachlichen Ort in der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskussion über Fragen im Zusammenhang mit biowissenschaftlicher Forschung und deren Anwendung in Medizin und Biotechnologie zu bestimmen, werden im folgenden in aller Kürze Anlass, Aufbau und Werdegang des DRZE dargestellt.
Anlass zur Gründung des DRZE
Die ethische und rechtliche Diskussion, die von der modernen Entwicklung der Biowissenschaften und ihrer Anwendung in Medizin und Biotechnologie ausgelöst wurde, ist in unserer pluralen Gesellschaft erwartungsgemäß vielschichtig und komplex. Die sich eröffnenden neuen Handlungsmöglichkeiten verlangen eine differenzierte Bewertung.
Zu diesem Prozess der gesellschaftlichen Meinungs- und Urteilsbildung steuern mehrere Disziplinen relevante Aspekte bei, so dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Vertretern insbesondere aus Naturwissenschaften, Medizin, Rechtswissenschaften, Philosophie, Theologie und Sozialwissenschaften unabdingbar ist.
Zugleich macht die Internationalität der Forschung und ihrer Anwendung einen grenzübergreifenden Dialog notwendig. Schließlich zwingt die hohe Innovationsgeschwindigkeit in diesem Gebiet zu frühzeitigen Überlegungen ethischer, rechtlicher und sozialwissenschaftlicher Natur.
Eine der Komplexität dieses Prozesses entsprechende Kultur der Urteilsbildung entwickelt sich nur auf der Basis zuverlässiger Informationen, die umfassend und aktuell mit den verschiedenen Aspekten der anstehenden Probleme vertraut macht und damit den intensiven Austausch zwischen den Beteiligten unterstützt.
Am 23. April 1997 hat daher der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie dem Rat für Forschung, Technologie und Innovation beim Bundeskanzler eine Empfehlung zur Förderung der bioethischen Reflexion und Diskussion vorgelegt.
Anlässlich einer Stellungnahme zur Klonierung beim Menschen hat der Minister dann am 29. April 1997 die Einsetzung einer Ethik-Initiative zur Stärkung der praktischen Ethik in der deutschen Wissenschaftslandschaft angekündigt.
Mit Datum vom 4. November 1997 hat daraufhin die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zu einem Symposium "Aktuelle Desiderate bioethischer Forschung" eingeladen und gleichzeitig dazu aufgefordert, Antragsskizzen für die Errichtung eines "bioethischen Referenzzentrums" einzureichen.
Das Symposium fand am 12. Dezember 1997 statt. Im Bundesanzeiger vom 5. Februar 1998 hat das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) die Förderrichtlinien zum Aufbau eines Referenzzentrums für Ethik in den Biowissenschaften bekannt gemacht.
Seit Januar 2004 ist das DRZE eine Zentrale Wissenschaftliche Einrichtung der Universität Bonn. Das Aufgabenspektrum des DRZE hat sich seit seiner Gründung erheblich ausgeweitet, so dass mehrere langfristige Projekte und Aufgaben aus Bundes- und Europaprogrammen beim DRZE angesiedelt sind. Für das Projekt „Ethik in den Biowissenschaften“ hat das DRZE mit dem Auslaufen der Förderung durch das BMBF die Aufnahme in das Akademienprogramm beantragt und ab dem 01. Januar 2004 wurde das Projekt als Forschungsvorhaben der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste in das Forschungsprogramm der deutschen Akademien der Wissenschaften aufgenommen.
Das Bonner Konzept für das DRZE
Das vom Institut für Wissenschaft und Ethik (IWE) im Blick auf die Förderrichtlinien des BMBF erarbeitete Konzept sowie der Antrag für das DRZE orientieren sich an dem seit mehr als 25 Jahren erfolgreich arbeitenden National Reference Centre for Bioethics Literature der USA.
Demgemäß obliegt die Leitung der Arbeit des DRZE einem Direktorium/Kuratorium. Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt ein Beirat, in denen neben der Ethik und dem Recht die betroffenen naturwissenschaftlichen Fächer, die Anwendungs- und Praxisfelder sowie die europäische und internationale Dimension in qualifizierter Weise vertreten sind.