Gen-Mais MON863
MON863 ist genau wie MON810 eine gentechnisch veränderte Bt-Maissorte des US-Konzerns Monsanto – auch in diesem Falle werden in das Erbgut des Maises Gene des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis (Bt) eingesetzt. Aufgrund dieser gentechnischen Veränderung ist MON863 anders als unveränderter Mais resistent gegen bestimmte Schädlinge.
Nach einem von Monsanto im Jahr 2000 durchgeführten (aber erst 2006 veröffentlichten) 90-tägigen Fütterungsversuch mit Ratten wurde der Gen-Mais von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (engl.: European Food Safety Authority, EFSA) im Jahr 2004 als sicher bewertet. 2005 erfolgte die EU-Zulassung von MON863 als Futtermittel, 2006 die Zulassung als Lebensmittel, anders als MON810 ist MON863 jedoch nicht zum Anbau in der EU zugelassen.
Die Ergebnisse des 90-tägigen Fütterungsversuchs wurden von in der französischen Organisation Comité de Recherche et d'Information Indépendantes sur le génie Génétique (CRIIGEN) wissenschaftlich tätigen im Jahr 2007 erneut statistisch ausgewertet. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die statistischen Methoden, die Monsanto bei der erstmaligen Auswertung angewendet hatte, nicht genau genug waren, um die gesundheitsschädigenden Auswirkungen entdecken zu können. Bei ihrer erneuten Analyse der Daten ermittelten die Forschenden schädliche Auswirkungen von MON863 auf Leber und Nieren. Im Vergleich mit Tieren, denen normaler Mais gefüttert wurde, konnten Unterschiede in der Zusammensetzung von Blut und Urin bei den Tieren festgestellt werden, denen der Gen-Mais verfüttert wurde (u. a. Blutfettwerte, Blutzuckerspiegel, Phosphor- und Natrium-Gehalt im Urin). Außerdem wurden bei der Neuauswertung der Fütterungsstudie anomale Veränderungen bezüglich Wachstum und Gewicht der Ratten bemerkt.
Die EFSA nahm anlässlich der Veröffentlichung der CRIIGEN-Studie eine vergleichende Begutachtung beider Studien hinsichtlich der jeweils verwendeten statistischen Methoden vor. Sie kam zu dem Ergebnis, dass sich die Divergenzen in den Resultaten beider Studien nur aus einer unterschiedlichen Interpretation der zugrundeliegenden Daten ergaben. Die Erhebung der Daten selbst durch Monsanto sei korrekt erfolgt. Die kritischen Befunde der CRIIGEN-Studie seien auf die Anwendung ungenauer statistischer Methoden zurückzuführen. Bei exakter statistischer Auswertung seien die Ergebnisse hinsichtlich aller untersuchten Parameter, insbesondere Wachstum und Gewicht, unauffällig. Die EFSA sah daher keinen Anlass, die Zulassung von MON863 aufzuheben.
Die Monsanto-Studie: Hammond, B. / Lemen, J. / Dudek, R. / Ward, D. / Jiang, C. / Nemeth, M. / Burns, J. (2006): Results of a 90-day safety assurance study with rats fed grain from corn rootworm-protected corn. In: Food and Chemical Toxicology 44 (2), 147–160. doi:10.1016/j.fct.2005.06.008 . Online Version (Englisch)
Überprüfung der Ergebnisse der Monsanto-Studie durch wissenschaftlich Tätige der französischen Organisation CRIIGEN: Séralini, G.-E. / Cellier, D. / de Vendomois, J. S. (2007): New Analysis of a Rat Feeding Study with a Genetically Modified Maize Reveals Signs of Hepatorenal Toxicity. In: Archives of Environmental Contamination and Toxicology 52, 596–602. doi:10.1007/s00244-006-0149-5 Online Version (Englisch)
Presseerklärung zur Neubewertung durch die EFSA Online Version