Nutzungsformen von biologischer Vielfalt

Ernährung
Von den etwa 240.000 bislang bekannten Pflanzenarten wurden im Lauf der Geschichte nur ca. 3.000 Arten als Nahrung verwendet, lediglich 150 Arten wurden jemals im größerem Umfang kultiviert und weniger als 20 Arten befriedigen über 90% des gesamten menschlichen Nahrungsbedürfnisses. Dabei werden mehr als die Hälfte des pflanzlichen Nahrungsbedarfs allein von den vier Arten Weizen, Mais, Reis und Kartoffeln, gedeckt. Die Spezialisierung auf nur wenige Arten sowie die Züchtung von sogenannten Hochleistungssorten, die die natürlich vorkommenden Arten zunehmend verdrängen, führt zu einer Einschränkung der genetischen Vielfalt innerhalb der verwendeten Arten. Der damit erzielten Ertragssteigerung korrespondiert eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Krankheiten, Schädlingen oder Witterungseinflüssen, so dass nur durch das gezielte Einkreuzen von genetischem Material wild lebender Sorten langfristig die Ernährung der Menschen gesichert werden kann. Der natürliche Arten- und Sortenreichtum bietet daher ein Reservoir genetischer Vielfalt, dessen Erhaltung für die langfristige Ernährungssicherung von wesentlicher Bedeutung ist.

Artikel des Umweltprogramms der UN (2019) Online Version (Englisch)

Medikamente
Ein Viertel aller Arzneimittel ist pflanzlichen Ursprungs, ein weiteres Viertel stammt direkt oder indirekt von Tieren oder Mikroorganismen. 80% der 150 in den USA am häufigsten verschriebenen Medikamente waren im Jahr 1993 synthetische Präparate nach dem Vorbild natürlicher Wirkstoffe, halbsynthetische Präparate aus natürlichen Wirkstoffen oder in seltenen Fällen natürliche Produkte. Angesichts der Tatsache, dass bislang erst ca. 5.000 der 240.000 bekannten Pflanzenarten vollständig auf ihre Eignung für die Arzneimittelherstellung untersucht worden sind, wird deutlich, dass in der Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten ein immenses Potential für die zukünftige Arzneimittelforschung gegeben ist.

Industrielle Rohstoffe
Erneuerbare Rohstoffe pflanzlichen oder tierischen Ursprungs spielen in Zeiten zunehmender Knappheit nicht erneuerbarer Ressourcen, wie etwa Erdöl oder Erdgas, eine immer größere Rolle. So werden etwa verschiedene Holzarten, Gummi, Fette, Öle, Wachse, Harze, viele Farbstoffe, Fasern und andere Rohstoffe unter Verwendung lebender Organismen gewonnen. Schätzungsweise gewinnt die chemische Industrie bereits heute über 10% ihrer gesamten Rohstoffe aus der Land- und Forstwirtschaft. Die Biologische Vielfalt stellt daher ein immer bedeutsameres Reservoir potentiell industriell nutzbarer Rohstoffe dar.

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