Holismus

Vertretende der holistischen (griech. holos: Ganze, Gesamtheit) Theorie sind u. a. Klaus-Michael Meyer-Abich, Martin Gorke und Ludwig Siep.

Wie Hans Jonas verwendet Meyer-Abich auch teleologische Argumente, kommt damit aber nicht zu einer Begründung des Biozentrismus (siehe Modul Biozentrismus), sondern leitet daraus eine holistische Position ab. Alles in der der Natur existiere um seiner selbst willen und müsse darin auch anerkannt werden. Die Natur müsse vom Menschen weniger als 'Umwelt', sondern vielmehr als 'Mitwelt' verstanden werden, da sie nicht um den Menschen herum an ihm ausgerichtet ist und dem Menschen nicht gegenüber zu stellen ist. Vielmehr ist der Mensch ein konstitutiver Teil der Natur. So wie es Pflichten anderen Menschen gegenüber gibt, gibt es auch analoge Pflichten der Mitwelt gegenüber.

Auch Martin Gorke argumentiert für die Aufhebung des vermeintlichen Gegensatzpaares Mensch – Umwelt. Nur wenn sämtliche Naturwesen zur Moralgemeinschaft gezählt werden, werde man dem Anspruch einer universalistischen Ethik gerecht.

Mittels wertethischer Argumente verteidigt Ludwig Siep seine holistische Position. Die Vorstellung vom Guten könne nur unter Bezug auf eine schätzenswerte, bejahenswerte und erstrebenswerte Welt gewonnen werden. Natürliche Mannigfaltigkeit stellt dabei einen "grundlegenden Wertaspekt eines holistisch verstandenen Guten" dar. Die Biodiversität hat Siep zufolge einen Eigenwert, dem der Mensch durch verantwortungsvolles Handeln gerecht werden muss.

Meyer-Abich, K. M. (1988): Wissenschaft für die Zukunft: holistisches Denken in ökologischer und gesellschaftlicher Verantwortung. München: Beck. 

Meyer-Abich, K. M. (1990): Aufstand für die Natur. Von der Umwelt zur Mitwelt. München, Wien: Hanser Verlag. 

Siep, L. (2004): Konkrete Ethik. Grundlagen der Natur- und Kulturethik. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Gorke, M. (1999): Artensterben. Von der ökologischen Theorie zum Eigenwert der Natur. Stuttgart: Klett-Cotta.

Gorke, M. (2000): Was spricht für eine holistische Umweltethik? In: Natur und Kultur 1(2), 86–105.

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