Drei Leitstrategien von Nachhaltigkeit: Effizienz, Konsistenz und Suffizienz
Zur Implementierung von Nachhaltigkeit in das vorhandene Wirtschaftssystem wurden maßgeblich drei Leitstrategien vorgeschlagen, die gleichermaßen verfolgt werden sollten, um eine langfristige Koexistenz von Menschen und nichtmenschlicher Natur sicherstellen zu können.
Effizienz beschreibt „das Verhältnis von Nutzen und Aufwand, welches zum Erreichen eines bestimmten Ergebnisses benötigt wird“ (Haase 2020, 49). Eine effizientere Wirtschaftsweise zielt darauf ab, weniger Materialien im Produktionsprozess aufzuwenden, um die gleiche Menge an Endprodukten zu generieren. Dadurch sollen auf der einen Seite die natürlichen Ressourcen weniger belastet werden, auf der anderen Seite soll mehr ökonomischer Wohlstand generiert werden. Effizienzsteigerungen sind insofern attraktiv, als dass sie eine schonendere Wirtschaftsweise versprechen, ohne dass ein größerer Wohlstandsverzicht erforderlich wird. Dieses Versprechen ist jedoch für sich genommen illusorisch, da die erforderlichen Effizienzsteigerungen mit dem Ziel, eine ökologisch tragbare Wirtschaft ohne Wohlstandsverlust zu erhalten, nicht ohne Weiteres zu erreichen sind. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sogenannte rebound-Effekte dafür sorgen, dass die positiven Ergebnisse einer Effizienzsteigerung hinfällig werden, etwa in dem durch günstigere Produktionskosten ein höherer Konsum oder zusätzliche, nicht nachhaltige Investitionen angeregt werden.
Bei der Strategie der Konsistenz dagegen geht es darum, eine größere Vereinbarkeit von Natur und Technik zu erzielen, indem Wirtschaftsprozesse an ökologische Abläufe angepasst werden. Durch die Imitation natürlicher Kreisläufe in der Wirtschaft sollen Ressourcen dabei möglichst im Produktionszyklus erhalten bleiben und keine Abfälle entstehen. Ähnlich wie bei Effizienzsteigerungen ist auch das Verfolgen einer Konsistenzstrategie mit vorhandenen Wirtschaftsweisen vereinbar und erfordert keinen Verzicht auf bereits erlangten materiellen Wohlstand. Stattdessen sollen ökologische Probleme durch eine veränderte Wirtschaftsweise umgangen werden.
Anders als die anderen beiden Strategien setzt die Suffizienzstrategie nicht auf Produktions-, sondern auf Konsumierendenebene an. Es geht dabei vor allem darum, dass einem verbreiteten und undurchdachten Überkonsum eine reflektiere und reduziertere Lebensweise entgegengestellt wird. Alternative Konsummuster sollen sich mehr an den für ein gutes Leben wesentlichen Dingen orientieren und Konsumentscheidungen in erster Linie mit Fokus auf die Umweltbilanz der gewählten Produkte getroffen werden. Dabei geht es nicht in jedem Fall darum, Verzicht zu üben; stattdessen kann in vielen Fällen auch auf nachhaltigere Alternativen umgestiegen werden, welche auch für die Konsumierenden von Vorteil sind.
Äquivalent zu den drei genannten Strategien werden im populären Diskurs zu Nachhaltigkeit häufig verschiedene R-Prinzipien genannt. Auch hier geht es in erster Linie darum, alternative Wirtschafts- und Konsumweisen zu etablieren, indem herkömmliche Wirtschaftsweisen beispielsweise hinsichtlich ihrer Effizienz neu gedacht (rethink), naturverträglichere, ökologisch abbaubare (rot) Materialien gewählt und länger im Umlauf gehalten (recycle, reuse, repair) oder Produkte von Konsumierenden mit mehr Vorsicht ausgesucht werden (reduce, refuse). Sowohl für die drei Leitstrategien als auch für den Ansatz der R-Prinzipien gilt, dass sie in erster Linie den Fokus auf die ökologische und ökonomische, nicht aber auf die soziale Dimension von Nachhaltigkeit legen.
Für weitere Informationen bezüglich der drei Leitstrategien siehe etwa:
Haase, H. (2020): Genug, für alle, für immer. Nachhaltigkeit ist einfach komplex. Wiesbaden: Springer.
Behrendt, S. / Göll, E. / Korte, F. (2018): Effizienz, Konsistenz, Suffizienz. Strategieanalytische Betrachtung für eine Green Ecocomy. IZT-Text 1–2018. Hg. v. Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT). Berlin. Online Version
Pufé, I. (2017): Nachhaltigkeit. 3. überarb. u. erw. Aufl. Konstanz/München: UKV Verlagsgesellschaft, insbes. 123–131.
Für weitere Informationen zu den R-Prinzipien siehe etwa:
Office of Sustainability of the University of Tennessee, Knoxville (2020): What are the 5 R’s of Sustainability? Online Version (Englisch)
Ekmekçioğlu, S. / Ekmekçioğlu, D. (2020): The Users’ Approach to Zero Waste According fo Five ‘R’. In: Kanca, F. / Ötztürk, G. / Akdemir, A. O. / Güven, E. / Bağlan, İ. / Canel, T. (Hg.): Proceedings Book of ICOLES 2020. 3rd International Conference on Life and Engineering Sciences (ICOLES) 2020. Istanbul, Turkey, 131–140. Online Version (Englisch)