Neuroenhancement

Die Verbesserung kognitiver Fähigkeiten durch eigentlich für medizinische Behandlungen entwickelte Pharmazeutika oder andere technische Methoden ist ein noch wenig erforschtes Feld des Enhancements. Die aktuelle Debatte über die Nutzung medizinischer bzw. technischer Mittel und Verfahren durch gesunde Menschen zur Optimierung psychischer Charakteristika hat also den nicht-therapeutischen Gebrauch von Psychopharmaka zum Ausgangspunkt, der aufgrund des steigenden Leistungsdrucks und der leichteren Verfügbarkeit mittlerweile keine Seltenheit mehr ist. Die ältere Bezeichnung des Untersuchungsfelds als „kosmetische Psychopharmakologie“ verweist einerseits auf mutmaßliche Möglichkeiten zur Verbesserung der psychischen Befindlichkeit, die etwa moderne Antidepressiva mit günstigem Nebenwirkungsprofil offerieren könnten. Andererseits rückten verstärkt Versuche gesunder Menschen in den Fokus, durch die Einnahme von Psychostimulanzien („Aufputschmitteln“) kognitive Fähigkeiten wie Konzentration oder Erinnerungsvermögen positiv zu beeinflussen, um so etwa den steigenden Anforderungen in Studium oder Beruf besser gewachsen zu sein. Zur gesonderten Bezeichnung von Verbesserungsbestrebungen im kognitiven Bereich hat sich der Ausdruck „kognitives Enhancement“ etabliert. Als weit gefasster Oberbegriff, der sich neben kognitiven Fähigkeiten auch auf emotionale und motivationale Optimierungsziele bezieht und darüber hinaus neben pharmazeutischen Präparaten auch neuro- oder gentechnische Verfahren einschließt, hat sich im akademischen Bereich in den letzten Jahren der Terminus „Neuroenhancement“ durchgesetzt. In Medien- und Presseberichten wird das Phänomen – meist abschätzig – auch als „(Ge-)Hirndoping“ bezeichnet.

Weiterführende Literatur zu ethischen Aspekten des Neuroenhancements:

Viertbauer, K., & Kögerler, R. (Hrsg.). (2019). Neuroenhancement: Die philosophische Debatte. Suhrkamp. https://www.suhrkamp.de/buch/neuroenhancement-t-9783518298855 

van Riel, R., Di Nucci, E., & Schildmann, J. (Hrsg.). (2015). Enhancement der Moral. mentis. https://brill.com/edcollbook/title/49546 

Trachsel, M., Porz, R., & Laederach, K. (2012). Mood-Enhancement mittels Antidepressiva: Ethische Fragen zu Authentizität und Gerechtigkeit. Bioethica Forum, 5(4), 158–163. https://doi.org/10.5167/uzh-70761 

Deutscher Ethikrat (Hrsg.). (2009). Der steuerbare Mensch? Über Einblicke und Eingriffe in unser Gehirn. Tagungsdokumentation der Jahrestagung des Deutschen Ethikrats 2009. https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Dokumentationen/DER-Td_Der_steuerbare_Mensch.pdf 

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