Retter-Geschwister („Saviour Siblings”)
Als „Retter-Geschwister” (engl. „Saviour Siblings”) werden Kinder bezeichnet, die einem kranken älteren Geschwisterkind für die Behandlung notwendiges Blut oder Gewebe liefern sollen. Da die Eltern selbst aufgrund fehlender HLA-Kompatibilität nicht als Spender*innen geeignet sind, wird eine künstliche Befruchtung durchgeführt und mittels PID der Embryo mit der größten genetischen Übereinstimmung mit dem erkrankten Kind ausgewählt und dem austragenden Elternteil eingepflanzt. Nach der Geburt soll dann beispielsweise mit den Stammzellen aus dem Nabelschnurblut oder dem Knochenmark des Neugeborenen dem kranken Geschwisterkind geholfen werden.
Im März 2003 ist in Großbritannien das erste Retter-Geschwisterkind geboren worden. Es sollte seinem zu diesem Zeitpunkt vierjährigen kranken Bruder das Leben retten, der dringend Blutstammzellen benötigte. Die Eltern hatten die PID damals noch in den USA vornehmen lassen, um rechtliche Probleme in ihrem Heimatland zu umgehen. Inzwischen hat Großbritannien die Bestimmungen diesbezüglich gelockert. Auch in Schweden ist die Anwendung der PID zur Auswahl von Retter-Geschwisterkindern erlaubt. In Spanien ist im Oktober 2008 das erste Retter-Geschwisterkind zur Welt gekommen. Der Bruder dieses Kindes leidet an einer genetisch bedingten Bluterkrankung. Bereits sieben Wochen, nachdem das erkrankte Kind Stammzellen aus dem Nabelschnurblut des Neugeborenen erhielt, konnten erste Erfolge der Therapie beobachtet werden. Der siebenjährige Junge habe seine Krankheit so gut wie überwunden, berichten die Ärzte.
Die Erzeugung so genannter Retter-Geschwister ist starker Kritik ausgesetzt und wird von vielen Seiten als erster Schritt auf dem Wege zu so genannten „Designer-Babys” gesehen.