Reprogrammierung von Zellen
Sowohl ein japanisches als auch ein US-amerikanisches Forschungsteam publizierten im November 2007 unabhängig voneinander die erfolgreiche Reprogrammierung von menschlichen Haut- bzw. Bindegewebszellen zu Stammzellen. Bei der Reprogrammierung wird somatischen Zellen spezifisches Genmaterial eingeschleust, so dass sie signifikante Eigenschaften von embryonalen Stammzellen aufweisen. Dazu gehört etwa die Eigenschaft, sich unter geeigneten Bedingungen in bestimmte Zell- oder Gewebetypen differenzieren zu können. Auf diese Weise gewonnene Stammzellen werden „induzierte pluripotente Stammzellen” (iPS) genannt. Langfristig erhofft man sich durch derartige Verfahren Stammzellen zu gewinnen, ohne Embryonen zerstören zu müssen.
Abbildung 6: Schematische Darstellung einer Zell-Reprogrammierung (Verwendung der Abbildung mit freundlicher Genehmigung des Stammzellnetzwerk.NRW).
Takahashi, Kazutoshi / Tanabe, Koji / Ohnuki, Mari / Narita, Megumi / Ichisaka, Tomoko / Tomoda, Kiichiro / Yamanaka, Shinya (2007): Induction of Pluripotent Stem Cells from Adult Human Fibroblasts by Defined Factors. In: Cell 131(4). Online Version (Englisch)
Yu, Junying / Vodyanik, Maxim A. / Smuga-Otto, Kim / Antosiewicz-Bourget, Jessica / Frane, Jennifer L. / Tian, Shulan / Nie, Jeff / Jonsdottir, Gudrun A. / Ruotti, Victor / Stewart, Ron / Slukvin, Igor I. / Thomson, James A. (2007): Induced Pluripotent Stem Cell Lines Derived from Human Somatic Cells. In: Science 318, 1917-1920. Online Version (Englisch)
Im Januar 2014 erregte eine im Fachjournal Nature publizierte Studie der japanischen Forscherin Haruko Obokata weltweites Aufsehen. Diese beschrieb darin, dass sie mittels eines einfachen Verfahrens mithilfe von Zitronensäure und Druck differenzierte Zellen in Stammzellen zurückverwandelt habe. Die Ergebnisse ließen sich jedoch nicht reproduzieren und die Studie wurde mittlerweile vom Institut zurückgenommen. Erschwert wird die Glaubwürdigkeit der Publikation zusätzlich dadurch, dass dafür offenbar Daten und Bilder manipuliert wurden.
Siehe für den Originaltext der Studie:
Obokata, Haruko / Wakayama, Teruhiko / Sasai, Yoshiki / Kojima, Koji / Vacanti, Martin P. / Niwa, Hitoshi / Yamato, Masayuki / Vacanti, Charles A. (2014): Stimulus-triggered fate conversion of somatic cells into pluripotency. In: Nature 505, 641–647. Online Version (Englisch)
Zur Kritik und Einordnung der Studie durch verschiedene Forschungsteams siehe hier:
Los Angeles, Alejandro / Ferrari, Francesco / Fujiwara, Yuko / Mathieu, Ronald / Lee, Soohyun / Lee, Semin / Tu, Ho-Chou / Ross, Samantha / Chou, Stephanie / Nguyen, Minh / Wu, Zhaoting / Theunissen, Thorold W. / Powell, Benjamin E. / Imsoonthornruksa, Sumeth / Chen, Jiekai / Borkent, Marti / Krupalnik, Vladislav / Lujan, Ernesto / Wernig, Marius / Hanna, Jacob H. / Hochedlinger, Konrad / Pei, Duanging / Jaenisch, Rudolf / Deng, Hongkui / Orkin, Stuart H. / Park, Peter J. / Daley, George G. 2015): Failure to replicate the STAP cell phenomenon. In: Nature 525, E6–E9. Online Version (Englisch)